Hüttentour 2010 – Durch die Zillertaler Alpen

    Bei Schnee in den Zillertaler Alpen von Hütte zu Hütte unterwegs gewesen
    Samstag, 4. September
    Endlich ist es so weit: In zwei Autos fahren – oder gefühlt: fliegen – wir am Samstag, den 4. September nach Österreich ins Dörfchen Krimml. Wir, das sind fünf Männer: Axel Krischik, Berni Lüttkenhaus, Friedrich-Wilhelm Golüke, Gerd Mahler und unser Wanderführer Ralf Nüse – verstärkt von einem dreiköpfigen Frauenteam: Renate Kliewe, Christel Johanterwage und Marlies Bergedieck.
    Da wir uns untereinander so gut wie gar nicht kennen, nutzen wir die Fahrt zu einem ersten gegenseitigen Austauschen und Kennenlernen. Nach achtstündiger Fahrzeit stellen wir unsere Fahrzeuge im Ort ab und gönnen uns ein Taxi zum „Krimmler Tauernhaus“. Wie schön, dass wir gleich die erste Nacht in einer recht komfortablen Hütte auf einem Lager verbringen können.
    Sonntag, 5. September
    Nachdem wir uns alle reichlich über die unfreundliche Bedienung im Krimmler Tauernhaus aufgeregt haben, starten wir endlich in voller Montur zur „Warnsdorfer Hütte“. Zum Einlaufen ein idealer Weg mit sonnenbeschienenen Aussichten.
    Als erstes Highlight besteigen wir den verschneiten Gipfel, das „Gamsspitzl“ auf 2.880 m. Leider hatten wir zwar aufgrund der aufkommenden Wolken keine Aussicht mehr, aber das tat unserer Stimmung keinen Abbruch. Zudem konnten einige dann auf dem verschneiten Wege ihr Rutsch-Diplom absolvieren. Ist echt aufregend und spaßig, ob und wie man rutscht – solange es nicht gefährlich ist.
    Dienstag, 7. September
    Gemeinsam starten wir zu unserem nächsten Etappenziel: die „Plauener Hütte“. Unterwegs kommen jedoch bei einigen Leuten Zweifel auf, ob diese denn überhaupt bei dem knie- bis hüfthohen Schnee zu erreichen ist.
    An einer Wegmarkierung, die sowohl zur Plauener Hütte als auch zum Krimmler Tauernhaus weist, trennen sich nicht nur die Wege, sondern auch unsere Gemüter: Während ein Teil von uns eine Expedition zur Plauener Hütte sehr gerne unternehmen möchte, geht der andere Teil lieber auf Nummer sicher: hinab zum Krimmler Tauernhaus! (Sogar auf die Gefahr hin, dass die unfreundliche Bedienung immer noch da ist!)
    Und so stapfen Ralf in kompletter weiblicher Begleitung und Gerd als psychologische Stütze weiter gen Plauener Hütte, um nach einer Stunde festzustellen, dass aufgrund fehlender Markierungen und unglaublicher Schneemassen kein Weiterkommen mehr möglich ist. Zwei Stunden später erreichen wir dann auch das Krimmler Tauernhaus, in dem wir gleich von unserer bekannten Bedienung empfangen werden („Na, kommt ihr auch endlich hinter den anderen hinterhergedappert?“)
    Mittwoch, 8. September
    Mit einigen Wehwehchen steigen wir nur zögerlich aus den Betten. Das Wetter ist durchwachsen und die Beine schmerzen (was natürlich niemand erwähnt). Gegenseitig unterstützen wir uns mit aufbauenden Worten und Arnica-Globulis, Schuhwachs gegen nasse Schuhe sowie Studentenfutter in den kurzen Wanderpausen.
    Mittlerweile sind wir eine kleine – verschworene? – Gemeinschaft mit kleinen Eigenheiten geworden. Niest z. B. jemand, haben wir uns – nach Knigge – angewöhnt, uns zu entschuldigen, und der Rest der Mannschaft ruft einheitlich: „Pascht schooo!“
    Wir steigen auf zur „Richterhütte“ (2.374 m), der wohl schönsten und gemütlichsten Hütte der ganzen Tour. Außer uns gibt es nur noch eine Wandergruppe des Österreichischen Alpenvereins aus Dresden, die sich bei den Witterungsverhältnissen durch den Schnee traut. Nette Menschen, mit denen wir abends noch beim phantastisch leckeren frischen Salat, einem Bergsteigeressen und einer Portion Kaiserschmarrn, umsäumt von acht dekorativen Gäbelchen, ins Gespräch kommen. Doch vorher noch für die Mutigen unter uns: eine kleine Gipfeltour zum „Windbachtalkopf“ (2.843 m). Von einem Weg kann eigentlich keine Rede sein, denn der wurde von riesigen Felsblöcken überschüttet. Auf allen vieren klettern wir über diese massigen Steine, eine verlorene Feldflasche wird noch abenteuerlich von „unseren Männern“ aus der Spalte befreit. Doch bevor konkretere Ängste und Zweifel aufkommen, hat uns unser Wanderführer Ralf schon wieder mal hochgequatscht … fast sogar auf die komplette Höhe von 2.843 m. Bergrunter haben wir dann neben unserem Rutsch-Diplom im Schnee auch noch das Krabbelkäfer-Diplom absolviert. Keine Ahnung, wie wir das geschafft haben, aber das soll uns mal jemand nachmachen! Aber mit unserem Wanderführer Ralf – wir haben ihn unter uns „Mr. Positiv“ getauft – schien nichts unmöglich.Völlig zufrieden mit unseren uns und unseren nicht zugetrauten Fähigkeiten, schlafen wir abends selig ein.
    Donnerstag, 9. September
    Das darf nicht wahr sein: ein Blick aus dem Fenster: Neuschnee!!! Na, träumen wir denn noch? Und das ohne Ankündigung und ohne uns zu fragen!
    So einige von uns bekommen eine Schneephobie und wollen auf keinen Fall weiter über den nächsten Gipfel zur „Zittauer Hütte“. – Mr. Positiv hat keine Chance! Kein Bock mehr auf Schnee! Und so trennen sich unsere Wege wieder einmal. Ein Teil von uns wandert weiter zur „Zittauer Hütte“ (2.330 m), während der Rest einen unglaublich langen Rückweg – na, wohin wohl? – zum Krimmler Tauernhaus antritt und von dort aus über die Krimmler Wasserfälle zu unserem Gasthaus nach Krimml zurück zum Ausgangspunkt wandert. Marlies, Christel, Renate, Gerd und Ralf wandern mutig in Richtung des nächsten Etappenziels. Vorbei an einem netten kleinen Bergsee. Nach längerer Regenwanderung werden wir hinter einer Wegbiegung von einem phantastischen Blick auf die Zittauer Hütte belohnt. Sie liegt direkt zu unseren Füßen an einem See, der von Nebel umhüllt ist. Einfach herrlich. Der See hatte in dem Nebel etwas wirklich Mystisches, das uns am Nachmittag zu einer weiteren Erkundungstour einlud.
    Freitag, 10. September
    Unser letzter Tag in den Bergen! Wir steigen über den „Leitenkammerklammsteig“ hinab nach Krimml und genießen noch einige regenfreie Stunden und schöne Blicke über die Berge. In einem Café kurz vor Krimml werden wir auch gleich von der netten Bedienung wiedererkannt. Ihr Mann hatte zwischendurch Kontakt zur Richterhütte. Das funktioniert fast besser als mit Buschtrommeln! In Krimml angekommen, werden wir schon von unseren relaxten Wanderkollegen begrüßt, die den Tag bei herrlichem Sonnenschein in Italien verbracht haben. Unsere Wiedervereinigung und den Abschluss unserer Wandertour feiern wir dann beim gemeinsamen Abendessen im Dorf.
    Samstag, 11. September
    Ein letzter kleiner Ausflug führt uns gemeinsam zu den Krimmler Wasserfällen. Es ist schon beeindruckend, dieses Naturschauspiel aus nächster Nähe betrachten zu können. Voll mit den Eindrücken dieser trotz – oder gerade wegen! – ziemlich wechselhafter Wetterverhältnisse sehr intensiven Woche, verlassen wir Krimml, Österreich und damit die Berge. Aber natürlich nur bis zur hoffentlich nächsten Hüttentour im kommenden Jahr.

Marlies Bergedieck